Aktuelle Infos zu Kernkraft und Atommüll-Endlagersuche

Das Hinweisende Nuklearprogramm „PINC“ zur Rettung der Atomindustrie beim Rat der EnergieministerInnen

23.6.2025

Am 16. Juni 2025 wurde das Hinweisende Nuklearprogramm der Europäischen Kommission (EK) – kurz als „PINC“ bezeichnet - den MinisterInnen beim Energierat vorgestellt. Die EK nutzt diesen Bericht zum Status und Ausblick der Atomenergienutzung in der EU, um eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen. Doch bei genauer Analyse der beiden Dokumente der Kommission – dem eigentlichen Hinweisenden Nuklearprogramm PINC und dem Begleitdokument – ergibt sich durchaus ein realistischeres Bild als auf den ersten Blick vermittelt werden soll.

Alte Reaktoren als Rückgrat des Atomstromanteils der EU-27
Klar festgehalten wird, dass der aktuelle Atomenergieanteil im Strommix der EU-27 mehr als im PINC 2017 prognostiziert, auf der Lebensdauerverlängerung von alten Reaktoren beruht, als damals angenommen. Auch für die Zukunft wird damit gerechnet, selbst über die 60 Jahre Betriebszeiten hinaus, denn es wird in Szenarien sogar mit 70- und 80jährigem Betrieb kalkuliert.

Renaissance der Atomenergie bleibt ein Chimäre
Die von der Europäischen Kommission durchgeführte Prognose über den erwarteten Zubau von AKW bis 2050 (2030 oder 2040 ist für die Nuklearindustrie schlicht zu knapp) beruht nur auf von den Staaten eingemeldeten Projekten (NECP und Investitionsnotifizierungen nach EURATOM). Das stellt allerdings keine belastbare Annahme dar, da die Hürden der Finanzierung, Ausschreibung, politischer Meinungsumschwünge und Lieferproblemen einer sehr schwachen Lieferkette einer darniederliegenden Industrie ignoriert werden. Nicht einmal angesprochen wurde, dass nicht nur die SMR (Smart Modular Reactor) über kein in nur einem europäischen Land lizensiertes erprobtes Design verfügen, sondern auch die großen Reaktoren nicht.

So rechnet die Kommission vor, dass für 60 GWe an neuen AKW bis 2050, der Bau von 20 GWe gleichzeitig beginnen müsste. Dabei handelt es sich um etwa 15 große AKW, deren Bau sofort beginnen und nur neun Jahre in Anspruch nehmen dürfte. Das sind Vorgaben, die die Atomindustrie nicht erreichen kann: Nur die Vorbereitungen für ein AKW dauern gut 10 Jahre und mehr, dasselbe gilt noch einmal für die Bauzeit.

Das zeigen auch die Dokumente der Kommission zum Zuwachs an neuer AKW-Leistung in diesem Jahrhundert, der aus je einem Reaktor in Finnland (2023, 20 Jahre nach Beschluss), und in Frankreich (in Bau seit 2007) besteht, und je einem in der Slowakei (2023, nach 37 Jahren Bauzeit) und Rumänien  (2007, nach 25-jähriger Bauzeit).

Die EK zählt die zu bewältigenden Probleme detailliert auf: Vom Mangel an qualifizierten MitarbeiterInnen über Kapazitätsengpässe bei großen AKW-Komponenten bis hin zu exorbitant hohen Investitionskosten.

Bei dem größten Problem, der faktischen Unfinanzierbarkeit von Projekten, deutet die EK nur an, dass sie mit der EIB über Finanzierung von PPA, die auch für Atomenergie möglich wäre, verhandeln wird.

„Auch wenn die EK die Atomenergie zusammen mit den erneuerbaren Energien in die neu geschaffene Kategorie der „Clean Energies“ einreiht, so ist sie es selbstverständlich nicht. Die Umweltverschmutzung vom Uranabbau, über den Betrieb samt möglicher schwerer Unfälle über die nicht gelöste und nicht ausfinanzierte Dekommissionierung und Endlagerung von Abfällen, ist Tatsache. Um AKW-Neubauten zu ermöglichen, beabsichtigt die Europäische Kommission nun dem Drängen einzelner Mitgliedstaaten und Lobbyorganisationen nachzugeben und Finanzierung von der EIB auszuhandeln.

Interessant in dem Zusammenhang:
Ex-Bundeskanzler Karl Nehammer wird ab Herbst als Vize-Präsident bei der Klimabank der EU auf Nominierung durch die österreichische Regierung bei der EIB, dem größten multilaterale Finanzierungsinstitut der Welt, tätig werden.

Link zur Veröffentlichung:
8th illustrative programme for nuclear (PINC): https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_25_1488

Der Artikel wurde verfasst von Patricia LORENZ und  bearbeitet von Renate Brandner-Weiß.



per E-Mail teilen


Ökostrom AG Link
Kastnergruppe Link
Sonnentor Link
APV Link

IMPRESSUM    |    DATENSCHUTZ