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Ausbau von Dukovany könnte gefährdet sein - und der Exportschlager von KHNP, dem Kraftwerksanbieter aus Südkorea, hat doch die Baukosten gesprengt, wie EDF erklärt.
Die Ereignisse rund um die Ausschreibungsverfahren für Dukovany 5 bzw. eigentlich auch 6 machen eigentlich nur öffentlich und von Electricite de France (EDF) und Europäischer Kommission (EK) bestätigt, was man wusste: Bei einem Kernkraftwerksprojekt kann weder Budget noch Bauzeit realistisch geplant werden und somit ist nur ein nach oben hin vollkommen offenes Budget realistisch.
Weil die französische Atomindustrie damit bereits „baden“ gegangen ist, wollte sie keinen garantierten Preis mehr anbieten und hat somit den Dukovany-Auftrag an die südkoreanische Staatsfirma KHNP verloren.
Zur Erinnerung: Areva eröffnete die Nuklearrenaissance in den frühen 2000er Jahren mit einem Vertrag für ein schlüsselfertiges Kernkraftwerk um 3,2 Milliarden Euro und garantierter Bauzeit von 6 Jahren. 11 Milliarden und eine Bauzeit von 20 Jahren später ging der Reaktorexporteur Areva in Konkurs und musste von der staatlichen EDF übernommen werden.
Zurück zum einzigen aktuellen AKW-Projekt, Dukovany:
Im Interview am 22. Mai 2025 packte EDF-Vizepräsident Vakis Ramany aus und korrigiert auch die gerne erzählte Geschichte vom südkoreanischen Reaktorbauer KHNP, der es in den Vereinigten Arabischen Emiraten geschafft habe, mit minimaler Verzögerung aber innerhalb des veranschlagten Budgets die Reaktoren von Barakah (4x1400 MWe) zu errichten.
Dazu Vakis Ramany: „Wie, im ursprünglich geplanten Budget? Vielmehr befinden sich die koreanischen Staatsunternehmen KHNP und KEPCO derzeit gegeneinander vor einem Schiedsgerichtsstreit darüber, wer die Mehrkosten zu tragen hat.“
Mehrkosten von über einer Milliarde Dollar
Und tatsächlich wird laut koreanischen Medien darum gestritten, wer die Mehrkosten von über einer Milliarde Dollar tragen muss, die bei der Errichtung des ersten Exportreaktors von KHNP (Barakah, Vereinigte Arabische Emirate) anfielen.
Am 7. Mai 2025, also am Tag der abgesagten Unterzeichnung der Verträge für Dukovany in Prag und 2 Jahre nach Inbetriebnahme, reichte KHNP den Antrag gegen KEPCO beim Londoner Schiedsgericht ein. Bei seinem Interview in einem koreanischen Restaurant in Prag wies der Präsident von KHNP die Behauptung zurück, dass diese Streitigkeiten international keinen guten Eindruck machen würden.
Währenddessen wird befürchtet, dass - aufgrund der einstweiligen Verfügung des Gerichts in Brünn und der angekündigten Untersuchung wegen vermuteten ausländischen Subventionen durch die Europäische Kommission - sich der Baubeginn von Dukovany um Monate verzögern könnte. Wenn sich zu viele Parameter mittlerweile ändern sollten, stellt sich die Frage, ob die vereinbarten Preise und Konditionen von KHNP noch gelten werden oder ohnehin eine neue Ausschreibung nötig wird.
KHNP ließ sich am 30. Mai 2025 im TV-Interview hören, dass sie sich zwar an das Kassationsgericht in Prag wenden, aber noch nicht sicher sind, ob sie das Angebot verlängern werden.
Da sie nicht garantieren können, dass in einigen Monaten, wenn der Fall vor den tschechischen Gerichten gelöst sein wird, ihr aktuelles Angebot noch halten würde: Das Angebot steht nur bis Ende Juni, danach müsse KHNP das Angebot überprüfen und dann entscheiden, ob das Angebot aufrecht bleiben kann.
Quelle: CT24.cz
Dann redete sich der KHNP-Vertreter ein wenig in Rage und meinte, dass EDF wohl von ihren eigenen Erfahrungen ausginge, wenn man sich ihre jüngsten Projekte ansieht, die so schlecht waren, dass nur massive staatliche Subventionen sie retteten. Auf die direkte Nachfrage bestätigte der Vertreter von KHNP, dass KHNP keinerlei Subventionen vom südkoreanischen Staat erhalten habe.
Es kann also dauern, bis die Gerichte und die Europäische Kommission Entscheidungen getroffen haben. Solange wird allerdings das Angebot der Koreaner nicht stehen, sondern müsste über den 30. Juni hinaus verlängert werden. Da würden aber wieder die Konditionen wohl andere sein ...
Klingt unlösbar, aber auch hier ist eine altbekannte Lösung in Sicht:
Die Verlängerung des Betriebs der Uraltreaktoren in Dukovany, und zwar gleich um mehr als zehn Jahre, wie auch Dana Drábová von der Aufsichtsbehörde nicht ausschließen möchte.
Der Artikel wurde verfasst von Patricia LORENZ und bearbeitet von Renate Brandner-Weiß.
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