Aktuelle Infos zu Kernkraft und Atommüll-Endlagersuche
Die Endlagersuche in der Tschechischen Republik geht in die nächste Runde. Trotz allgemeiner Atomenergiebegeisterung hält der Kampf gegen das Endlager an, während die Regierung auch unter dem Druck der EU-Taxonomieregeln den Druck auf die Gemeinden weitergibt.
Beim AKW Temelín wurde bekanntlich noch nachträglich ein sogenannter Kandidatenstandort geschaffen und Janoch benannt. Wenn man auch davon ausgehen durfte, dass Gemeinden in Standortnähe von AKW weniger kritisch sein würden, war dem schließlich nicht so.
Auch die Gemeinden von Janoch reichten gegen die Genehmigung der Untersuchungsarbeiten beim Umweltministerium Berufung ein, ebenso wie der Standort Březový potok. Dort haben alle zehn Gemeinden, die den Standort Březový potok bilden, das Umweltministerium geklagt.
Jetzt beraten die Bürgermeister in Südböhmen die weitere Vorgangsweise und schließen den Gang zu Gericht nicht mehr aus, nachdem ihre Berufung gegen die im Herbst 2024 erteilte Genehmigung nun gescheitert ist.
Die BürgerInnen in den oft winzigen Orten selbst befürchten nicht nur die Endlagerung von radioaktiven Abfällen, sondern bereits die Bauarbeiten mit erhöhtem Verkehrsaufkommen und allgemein die Belastung aus gestiegenen Industrieaktivitäten.
Sich das Endlager als diskretes Loch im Boden vorzustellen, ist unrichtig, denn es handelt sich um eine große Industrieanlage, für die 20-36 Hektar Wald gefällt werden und etwa 20 km Umzäunung, enorme Erdaushubarbeiten sowie eine eigens errichtete Eisenbahn benötigt werden.
So hat der Gemeinderat von Temelín im Februar bereits für den Gang zu Gericht gestimmt, wenn das Umweltministerium die Berufung zurückweisen sollte. Ähnliche Überlegungen werden auch in den Nachbargemeinden angestellt, etwa Olešník, Dříteň oder Hluboká nad Vltavou.
Der Bürgermeister von Hluboké nad Vltavou Tomáš Jirsa z ODS, schreckt vor dramatischen Aussagen nicht zurück: “Andererseits könnten uns die Ergebnisse der Untersuchungen retten und uns als Kandidatenstandort ausschließen, wenn sich zeigen sollte, dass der Standort ungeeignet ist. Dann sind wir alle gerettet und das Endlager kommt nicht hierher.“
Bald in Bau, das Endlager im Schatten des Windsor-Schlössels? Oder umgekehrt?
Bildquelle: www.zamek-hluboka.cz/
Den Gemeindevertretern ist allerdings klar, dass selbst eine Klageerhebung keine aufschiebende Wirkung hat, denn die staatlich Atommüllbehörde SÚRAO kann mit den Arbeiten fortfahren. Zunächst kommen geologische Arbeiten, dann folgen geophysikalische Messungen an der Oberfläche und danach die Tiefenbohrungen.
Einige der betroffenen Gemeinden kämpfen seit über 20 Jahren gegen das Endlager und viele EinwohnerInnen sind nach wie vor dagegen, aber da macht sich natürlich auch eine gewisse Ermüdung breit. In 25 Jahren so ist der Plan soll es dann eröffnet werden, das tschechische Endlager für hoch-radioaktiven Abfall aus den Kernkraftwerken.
Der Artikel wurde verfasst von Patricia LORENZ und bearbeitet von Renate Brandner-Weiß.
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