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“Marktbereinigung“ bei den Lieferanten für Atomkraftwerke (AKW) in Europa

Und da waren es nur mehr zwei, oder einer?

14.2.2025

Und da waren es nur mehr zwei, oder einer?
Einige AKW-Projekte sind in Europa in Planung. Angesichts der extrem geringen Leistungsfähigkeit der Industrie, hier ein Blick auf die neuesten Entwicklungen. Nach dem Ausscheiden des AKW-Lieferanten des Kremls, Rosatom, im Jahre 2022, faktisch auch des chinesischen Lieferanten, verblieben ohnehin nur mehr drei Firmen, die sich um die Aufträge in Europa bemühen: EDF (FR), KHNP (Südkorea) und Westinghouse (USA), die nun die nukleare Renaissance bewältigen sollen.

Und dann waren es nur mehr zwei.

Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP), der südkoreanische Reaktorlieferant, der die Ausschreibung für zwei Blöcke in Dukovany gewonnen hat und auch Chancen bei den weiteren zwei Blöcken in Temelin haben soll, zog sich nun recht überraschend in Slowenien beim Wettbewerb um das dortige AKW zurück.

Zur Erinnerung:
Im November 2024 hätte ein Referendum über die Errichtung eines zweiten AKW am Standort Krško stattfinden sollen. Doch die Regierung und das Parlament bekamen im letzten Moment kalte Füße, ob das Ergebnis auch in ihrem Sinne ausfallen würde. Daher wird bis auf weiteres nur weitergeplant. Und auch das Volk soll noch befragt werden, eine Machbarkeitsstudie wird beauftragt. Die enormen Kosten von 12 Milliarden Euro aufwärts für etwa 1000 MWe werden nicht verheimlicht, wie in anderen Ländern üblich.

In Slowenien steht kein VVER-Reaktor sowjetischer Provenienz, sondern ein US-amerikanischer der Firma Westinghouse, die sich auch jetzt Chancen ausrechnet und eine recht aggressive Verkaufspolitik in den höchsten politischen Kreisen betreibt. EDF wäre eine theoretische Möglichkeit, doch wie immer klarer wird, ist EDF kaum in der Lage die Reaktoren in Frankreich in Stand zu halten und gar neue zu errichten. Somit ist es unrealistisch nach dem sehr mühselig fertigstellten EPR in Finnland (Olkiluoto) mit 20 Jahren Bauzeit und dem aktuellen Projekt Hinkley Point C in UK mit explodierenden Kosten - an denen sich zu beteiligen die britische Regierung sich weigert - ein weiteres Projekt im Ausland zu starten.

KHNP verlässt den europäischen Markt
Daher könnte man KHNPs Chancen, den Expansionskurs in Europa umzusetzen, als verbessert betrachten. Doch die letzten Wochen brachten das Gegenteil. Die spektakuläre politische Krise rund um den südkoreanischen Präsidenten hatte auch einen Nebenschauplatz im Parlament, wo die nuklearkritische Opposition klarmachte, dass etwa das Projekt Dukovany mit seinen wahrscheinlich eintretenden Kostenüberschreitungen über den Haushalt Südkoreas beglichen würde. Das ist offensichtlich, weil KHNP sich in der Tschechischen Republik gegenüber Westinghouse damit durchgesetzt hat, dass Zusatzkosten von ihnen übernommen werden würden, was bei einer staatlichen Firma natürlich nur heißt, dass die Steuerzahler geschröpft werden.

Nun also eine Art Notbremsung bei den Expansionsträumen von KHNP:
Anfang Februar wurde bekannt, dass sich Korea Hydro & Nuclear Power aus dem Bieterverfahren für den 2. Block in Slowenien bzw. der Machbarkeitsstudie dazu zurückgezogen habe. Die Begründung dafür lautete, dass man sich auf das tschechische Projekt und die Entwicklung von SMR konzentrieren wolle. Das kann auch nicht stimmen, denn KHNP verlautbarte nahezu gleichzeitig, sich ebenso nicht mehr in Schweden bei dem Small Modular Reactor (SMR) zu engagieren.

 Westinghouse als alleiniger Reaktorbauer in Europa?
Eventuell im Hintergrund spielt auch der Streit zwischen KHNP mit Westinghouse um die Rechte an geistigem Eigentum, d.h. die Reaktoren von KHNP, die auf Westinghouse-Design basieren, eine Rolle. Während KHNP etwa in Nahen Osten exportieren darf, ist dies seit der Streitschlichtung am 16. Jänner 2025 für Europa nur mit der Genehmigung von Westinghouse möglich.

Somit könnte die gesamte geplante Flotte an AKW in Europa allein von der US-Firma Westinghouse abhängen, die bekanntlich nicht selbst baut, sondern nur das Design zur Verfügung stellt.

Der Artikel wurde zusammengestellt von Patricia Lorenz und Renate Brandner-Weiß.
Fotoquelle: Patricia Lorenz


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