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Neuer Energiekommissar Dan Jorgensen für neues Geld für neue Atomkraftwerke?

12.11.2024

Während es der Atomindustrie recht gut gelingt zu verbergen, dass ihre diversen AKW-Designs – groß oder SMR (Small Modular Reactor) – nicht wirklich zuverlässig sind, so ist die Frage der Finanzierung der exorbitanten Kosten für die lange Bauzeit ein kaum bewältigbares Problem mit hoher Sichtbarkeit. Von unterschiedlichen Finanzierungsmodellen ist die Rede, wobei am Ende des Tages immer der Staat dafür zu garantieren hat, nur der Zeitpunkt variiert.

Da wären etwa RAB (Regulated Asset Base), wo der Betreiber eine „faire“ Rendite auf seine Investition erzielen darf, zusätzlich zu den Betriebskosten (und das beginnend mit dem Bau). Dieses Modell wurde in den USA angewendet und die Investitionskosten wurden auf die Stromrechnung aller abgewälzt. Es handelt sich um die beiden AP-1000 Reaktoren des AKW Summers in South Carolina. Die beiden Blöcke wurden nicht fertiggestellt, hinterließen aber verlorene Kosten von 9 Milliarden US-Dollar.

Bei der Variante RAB zahlen die Konsumenten bereits während der Errichtung des AKW, im Gegensatz zur Variante CfD (Contract for Difference), wo dies erst mit der ersten Stromlieferung beginnt. Da sichert sich der Investor dadurch ab, dass die Preisdifferenz zu den vermutlich niedrigeren Marktpreisen vom Staat getragen wird. Ein Beispiel ist Hinkley Point C, die Baukosten haben sich bereits verdoppelt, wobei noch mindestens 7 Jahre Bauzeit anstehen. Somit wird in UK die Finanzierung über CfD nicht mehr gemacht werden, denn EDF selbst hat angekündigt, bei Sizewell B lieber RAB anzuwenden. Bei Windkraftanlagen vor der Küste wurden mit der Variante CfD gute Erfahrungen gemacht, auch weil die Bauzeiten gehalten wurden.

Aktuell zur Anwendung kommt noch die Variante Stromabnahmevertrag (PPA-Power Purchase Agreement) wie er oft im Erneuerbaren Energiebereich verwendet wird, als ein Spezialfall von CfD, wo der Abnahmevertrag mit einem Abnehmer gemacht wird, was aber bei AKW meist wiederum der Staat ist, wie jetzt bei der Finanzierung von Dukovany 5 in Tschechien. Wer Lust auf mehr Infos dazu bekommen hat, dem sei diese Webinaraufzeichnung empfohlen:
www.joint-project.org/2024/09/13/webinar-many-ways-for-taxpayers-to-finance-new-npp/

Vor diesem Hintergrund der verzweifelten Geldsuche für die enormen AKW-Finanzierungskosten sind die Forderungen mancher Abgeordneten zum Europäischen Parlament zu verstehen, die beim künftigen EU-Kommissar ganz unverhohlen nach noch mehr Geld für Reaktoren riefen: Da war wie immer Monsieur C. Grudler, ein führender Atomlobbyist, wobei die Antwort des designierten dänischen Kommissars klar war: „Auf die Frage, ob ich Geld für Reaktoren sicherstellen werde, NEIN.“

Bald darauf der nächste Atomfreund im Energieausschuss des Europäischen Parlaments (ITRE), Ondřej Krutílek, der die Forderung so formulierte, indem er sich für „gleichen Zugang zu Finanzierung auch für Atomenergie etwa in der Taxonomie“ aussprach. Ja, genau, es reicht nicht, dass die Atomenergie als „Übergangsenergie“ aufgenommen wurde, sondern sie soll den Erneuerbaren gleichgestellt werden und dafür möge sich Jorgensen bei einer Revision der Taxonomieverordnung einsetzen. Hier antwortete Jorgensen ganz klar, dass er sich für Technologieneutralität einsetze, die EU aber nicht für die Finanzierung von neuen Reaktoren da sei.

Aber Jorgensen kündigte an, dass Atomenergie im Clean Investment Deal figurieren werde und er ein neues PINC – ein Bericht der EU-Kommission zur Branche - veranlassen würde, sowie einen strukturellen Dialog mit der Industrie.

Das ist nicht genug, denn hier gibt es noch viele andere Stakeholder mehr als die abgehalfterte Atomindustrie! Wir werden den Energiekommissar dazu sicherlich kontaktieren und berichten.

Der Artikel wurde verfasst von Patricia LORENZ, bearbeitet von Renate Brandner-Weiß.

 



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