Aktuelle Infos zu Kernkraft und Atommüll-Endlagersuche
Wie auch in Österreich kurz in den Medien zu lesen war, hat ČEZ nun die Angebote für die geplanten AKW erhalten. Die Angebote sollen nun bis Mitte des nächsten Jahres ausgewertet und der Regierung mit einem Vorschlag für den Lieferanten übergeben werden. Die Regierung muss allerdings nicht diesem Vorschlag folgen, sondern kann auch selbst eine Entscheidung über den Lieferanten treffen.
Bis Ende 2024 sollen die Verträge unterschrieben werden und bis 2036 der erste Reaktor fertig sein. Die Angebote wurde für 1 Reaktor fix (Dukovany 5) und erweiterbar um 3 Reaktoren als unverbindliche Angebote vorgelegt, nämlich noch 1 für den Standort Dukovany und 2 für Temelin.
Die Angebote enthalten wohl maßgeschneiderte kleinere Versionen der bestehenden Reaktoren der Hersteller EDF, WEC und KHNP. Dies ist notwendig, denn aufgrund der Wasserknappheit am Standort Dukovany können nicht mehr als 1200 MW dazu gebaut werden, denn bis 2045 sollen die bestehenden 4 Reaktoren mindestens weiterlaufen. Ein interessantes Detail in diesem Zusammenhang: Es ist noch unklar, ob der neue Reaktor eventuell mit einer trockenen Kühlung laufen wird, oder hybrid gekühlt werden soll, wobei die Trockenkühlung deutlich teurer käme.
Eine weitere geplante Änderung betrifft die Lagerung abgebrannter Brennstäbe:
Das Zwischenlager in Dukovany soll eine Genehmigung bekommen, die eine Verlängerung der Betriebsdauer von 60 auf 100 Jahre ermöglichen soll. Ob die veränderten und wesentlich höheren Sicherheits- und Sicherungsanforderungen berücksichtigt werden, werden wir erst sehen. Damit zusammenhängend wird auch nächstes Jahr die Konzeption für das Back-end, nämlich die Entsorgung der radioaktiven Abfälle aktualisiert werden, um auch die Vorgaben der Taxonomie zu erfüllen.
Wie genau und wann, welche Reaktoren bestellt und errichtet werden und vor allem wie das größte Investitionsprojekt der Tschechischen Republik vom Staat finanziert werden soll, wird bei der Aktualisierung des SEK (Staatliches Energiekonzept) nächstes Jahr von der Regierung vorgelegt werden. Die Finanzierung läuft vor allem über den garantierten Stromabnahmepreis für mindestens 30 Jahre, inklusive einer Option der Verlängerung dieses Zeitraums.
Der Plan für den Ausbau mit den sogenannten SMR, den Small Modular Reactors, die vom tschechischen Industrie- und Handelsministerium (MPO) als Small and Medium Reactors übersetzt werden, soll bereits in den nächsten Wochen foglen. Das Ziel liegt bei 1/3 bis 2/3 Atomstromanteil bis 2050, d.h. 95 bis 120 TWh Atomstrom.
Parallel dazu laufen noch Gesetzesänderungen, die den Ausbau ermöglichen sollen. Sogar das Atomgesetz wird novelliert und ist gerade in Begutachtung durch die anderen Ressorts. Auch wir werden da reinsehen und berichten!
Verfasst von Patricia LORENZ, bearbeitet von Renate Brandner-Weiß.
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