Aktuelle Infos zu Kernkraft und Atommüll-Endlagersuche
Der dritte Jahrgang dieser Konferenz fand am 3. Oktober 2023 in Prag statt und sollte unter Beteiligung der hohen Politik, dem halbstaatlichen Betreiber der AKW und zahlreicher Unternehmer aus dem Bausektor das Ende der Dukovany-Ausschreibung feiern. Die Pointe also gleich zu Beginn: Das als „Tag danach“ angekündigte Panel mit Vertretern der an der aktuell laufenden Ausschreibung für die Errichtung des 5. Blockes in Dukovany beteiligten Unternehmen verlief anders als geplant, denn die Abgabe der Angebote hat sich auf Ende Oktober verzögert.
Die ganztätige Konferenz geriet somit eher zu einer Veranstaltung zwecks Einpeitschen. Wieder sollte dem Staat – hier vertreten durch das Industrieministerium MPO und Parlamentsabgeordnete - eingeheizt werden. Die Argumente der Herren, hier bei der Abschlussrunde waren nicht neu, aber umso heftiger wiederholt: Wenn nicht sofort der Bau des 1. AKW und bzw. aller vier Blöcke begonnen wird, dann werden die anderen Ländern die Kapazitäten der Kraftwerksbauer und der benötigten Fachkräfte bereits aufgesogen haben, insbesondere auf Polen wurde hier verwiesen.
Den aktuellen Stand des Atomprogrammes skizzierte zu Beginn der Konferenz der damit betraute Vertreter des MPO, Tomáš Ehler. Er verwies zunächst auf den Bericht der IEA (International Energy Agency der OECD), die für alle ihre jüngst präsentierten Szenarien einen gestiegenen Stromverbrauch sieht. Und weil in der Tschechischen Republik spätestens beim Kohleausstieg 2030 die Versorgung mit Wind und Sonne nicht ausreichten, seien 4 weitere AKW-Blöcke von Nöten. Das MPO unterstrich hier die Diversifizierung des Nuklearbrennstoffs, dass sich der Nationale Energie – und Klimaplan (NEKP) bereits in der Begutachtungsphase der Ressorts befindet und danach die lange erwartete neue Energiestrategie (SEK) der Tschechischen Republik vorgelegt werden wird. Diese ist, wie auch der NEKP einer SUP (Strategische Umweltprüfung) zu unterziehen – auch grenzüberschreitend.
Aber hier ist klar: Alles Szenarien zeigen die Notwendigkeit auf, vier neue Blöcke zu bauen, große versteht sich.
Neu ist, dass nun Atomenergie auch zur Wärmeversorgung verwendet werden soll.
Die zusätzlichen SMR (Small Modular Reactor) wurden am Nachmittag diskutiert, dazu mehr in einem der folgenden Beiträge.
Kurz wurde auch auf die laufenden legislativen Maßnahmen verwiesen, die eine beschleunigte und vereinfachte Umsetzung des Nuklearprogramms sicherstellen sollen:
Dabei konkret genannt wurde das neue Baugesetz, das sog. Lex Atom, welches sich im Gesetzgebungsverfahren befindet und die nächste Novelle des Atomgesetzes, welches erst 2017 in Kraft in der vorliegenden Form in Kraft getreten ist. Hinzu kommen u.a. noch Maßnahmen zur Verbesserung der benötigten Transporttrassen.
Auch das Endlagergesetz, welches unter heftiger Kritik der Gemeinden gerade im Parlament verhandelt wird, wurde erwähnt. Bemerkenswert erscheint es, dass sich hier der Abgeordnete Ivan Adamec (ODS) gegen die Einbindung des Parlaments bei der Entscheidung über den Standort des Endlagers ausgesprochen hat, da sich der Senat aus Regionalvertretern zusammensetzen würde und somit kaum entscheiden könne. Aktuell befindet sich das Endlagergesetz in der 3. Lesung des Parlaments.
Als ernste Drohung auffassen muss man die Ankündigung, dass eine Finanzierung neuer AKW in der EU über EU-Mittel ermöglicht werden soll, wofür die nächste Europäische Kommission anlobbyiert werden soll.
Da es nun zu einer weiteren Verschiebung kam – auf Ende Oktober – präsentierten die Firmenvertreter ihre angebotenen Reaktoren. Außer Westinghouse (WEC), welches sich wiederum sehr bedeckt hielt und mit einem allgemeinen Vortrag über seine Projekte beitrug. Schon länger gibt es Gerüchte, dass WEC keine Reaktoren anbieten würde.
EDF präsentierte den EPR 1200 für Dukovany 5, auch als Modell für weitere identische Blöcke und strich seine Rolle als rein europäische Unternehmen hervor und betonte, dass es sich bei einem AKW um mehr als einfach einen Bau handelt, sondern den Beginn des tschechischen Weges, eine Technologieentscheidung.
Das koreanische Unternehmen KHNP verwies auf die erfolgreichen Reaktorprojekte in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo das Budget nur von 20 auf 24 Mrd. USD anstieg und die Bauzeit nur 6 Jahre betrug. Allerdings gibt es Zweifel an der Lizensierbarkeit in Europa, auch problematisch sind die geringen Betriebserfahrungen.
In einem der nächsten Beiträge mehr zum Teil der Konferenz betreffend die „Small modular reactors (SMR).
Verfasst von Patricia LORENZ, bearbeitet von Renate Brandner-Weiß.
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