Aktuelle Infos zu Kernkraft und Atommüll-Endlagersuche
Am 6. und 9. August wurden das erste und bis heute zum Glück das letzte Mal Atomwaffen im Krieg eingesetzt. Eine Viertelmillion Menschen starben, die eine Hälfte sofort, die andere in den folgenden Tagen, Wochen, Monaten, Jahren und Jahrzehnten bis zum heutigen Tag, an den Folgen ihrer Verletzungen und/oder den (Spät)Folgen der Strahlenvergiftung.
Die Städte Hiroshima und Nagasaki wurden wieder aufgebaut, das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben floriert heute, aber der Klang ihrer Namen hat in der kulturellen Wahrnehmung einen düsteren, unheilvollen Nachhall hinterlassen, wie die Namen Tschernobyl und Fukushima. Sie stehen als Symbol für eine ebenfalls seit einem Dreivierteljahrhundert wie ein Damoklesschwert über der gesamten Menschheit drohenden Gefahr, die der Mensch zwar Kraft seiner wissenschaftlichen Intelligenz beschworen, aber dann doch nicht vollständig zu beherrschen gelernt hat.
Es war eine furchtbare Macht, die die Wissenschaftler von Los Alamos am 16. Juli 1945 in ihrer ganzen entsetzlichen Glorie das erste Mal im sogenannten Trinity-Test entfesselten: es war die Erfüllung des jahrhundertealten Traums der Alchemisten von der Transmutation (Umwandlung) der Stoffe. Als Rütteln an den Grundfesten der Materie wurde er zum Alptraum des japanischen Reichs und zum kollektiven Trauma der Menschheit.
Hand in Hand mit der militärischen Erforschung der Kerntechnik erfolgte die zivile Anwendung der Kernenergie in Form von Atomkraftwerken. Wichtig hier zu bemerken: In keinem anderen Bereich der Energieerzeugung durchdrangen und durchdringen sich die zivilen und militärischen Aspekte und Anwendungen derart stark wie hier. Ohne die ersten Versuchsreaktoren ab 1942 hätte das Manhattan-Projekt, das die ersten Atombomben entwickelte, gar nicht genügend spaltbares Material bekommen.
In der Uranbombe "Little Boy" wurde praktisch das gesamte damals weltweit verfügbare Uran 235 verbaut, für die Plutoniumbomben "Trinity" und "Fat Man" musste jedoch das in freier Natur nicht vorkommende Element künstlich in Atomreaktoren "erbrütet" werden. Bis zum heutigen Tage dienen die 447 heute auf der ganzen Welt verstreuten zivilen Atomreaktoren der Plutoniumproduktion für Atomwaffen. Nur diese stellt sicher, dass auch in Zukunft weiterhin die hohen staatlichen Subventionen gesichert bleiben, die dieser gefährlichen sowie aufwendigen und damit teuren Stromerzeugung das Überleben sichern. Daran vermochten auch die furchtbaren Unfälle von Three Mile Island 1979, Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 nichts zu ändern.
Gefährlich und inhärent unsicher ist jedoch nicht nur der Betrieb der heutigen Atomreaktoren, sondern auch ihre Hinterlassenschaft. Nach Angaben der World Nuclear Association entstehen jedes Jahr 12.000 Tonnen hochradioaktiver Abfälle, deren Endlagerung alles andere als gesichert ist. Ein geologisch sicheres Endlager müsste für mindestens 200.000 bis 1.000.000 Jahre hermetisch von seiner Außenwelt abgeschirmt bleiben.
Es stellt sich die Frage, ob wir weiterhin die vorhandenen 14.000 Atomwaffen auf unserem Planeten dulden wollen. Denn brauchen tun wir sie nicht. In der Vergangenheit spielte die nukleare Abschreckung vielleicht noch eine Rolle, doch heute bringt jeder Krieg einen so hohen volkwirtschaftlichen Schaden mit sich, dass es keine Atomwaffen mit der schrecklichen Gefahr der Selbstauslöschung braucht, um weitere Weltkriege zu verhindern.
Stattdessen tragen sie nach 75 Jahren weiterhin die Gefahr mit sich, irgendwann doch noch einmal gegen Städte und ihre Zivilbevölkerung eingesetzt zu werden. Der einmal frische Schrecken der Erfahrung, der Bilder und der Aufnahmen aus Hiroshima und Nagasaki, verblasst unweigerlich mit der Zeit. Ist er irgendwann einmal zu sehr erloschen, wie die Bilder des Holocaust, steht der menschlichen Torheit wieder Tür und Tor offen, eine Macht zu entfesseln, derer sie sich bis zum heutigen Tage geistig, ethisch und moralisch nicht wirklich würdig gezeigt hat.
Denn weder hat Japan je seine Kriegsverbrechen im 2. Weltkrieg vollständig aufgearbeitet, noch die USA die ihrigen, die in jenen furchtbaren zwei Tagen, dem 6. und dem 9. August 1945 einen bis heute nicht überbotenen Gipfel des Schreckens und des menschlichen Leids fanden. Möge er auch in Zukunft nie mehr überboten werden!
Der Artikel wurde erstellt von Renate Brandner-Weiß und Philipp Kronbichler.
Weitere Quellen:
· Stephanie Cooke: Atom - Die Geschichte des nuklearen Irrtums, 2011 Kiepenheuer & Witsch, Köln
· https://de.wikipedia.org/wiki/Atombombenabw%C3%BCrfe_auf_Hiroshima_und_Nagasaki
· https://de.wikipedia.org/wiki/Kernenergie
· https://de.wikipedia.org/wiki/Radioaktiver_Abfall
· https://de.wikipedia.org/wiki/Endlager_(Kerntechnik)
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