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25 Jahre Hilfe für die Tschernobylkinder Ökologische, soziale und gesundheitliche Folgen des SuperGAUs von Tschernobyl prägen den Alltag im Osten der Ukraine

10.11.2020

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl ist ein Beispiel dafür, dass ein nuklearer Unfall weit über seine akute Phase hinauswirkt. Die unmittelbaren Auswirkungen und Folgen durch die Explosion des Reaktors, den Graphitbrand, die Zerstörung des Turbinenhauses, die unmittelbare freigesetzte Radioaktivität, die Mitarbeiter und Feuerwehrleute innerhalb kürzester Zeit mit Strahlenkrankheit und qualvollem Sterben traf, das alles war schlimm genug. Doch Tschernobyl ist bis heute ein Mahnmal dafür, dass die freigesetzten Radionuklide noch auf Jahre bis Jahrzehnte hinaus als tückisches, langsam wirkendes Gift im Boden und im Wasser verbleiben.

Sie vergiften das Leben der Menschen im dortigen Umkreis bis heute und werden das auch noch in naher und fernerer Zukunft weiterhin tun. Niemand spürt dieses Gift so brutal und unbarmherzig wie die Kinder. Nicht nur die damals, in den frühen 1980er Jahren geborenen, sondern auch die seither, heute und in Zukunft geborenen. Diese Kinder sind nicht nur die am härtesten Getroffenen dieser Katastrophe. Sie sind tragischerweise meist auch die am schnellsten Vergessenen. Die Dramen der Erwachsenenschicksale haben es schwer genug in der Öffentlichkeit angemessen wahrgenommen zu werden, doch die Kinderschicksale kommen meist erst gar nicht so weit. Da sie nicht als offizielle Opfer der Reaktorkatastrophe gelten, fallen sie selbst durch die Statistik. So sind sie doppelte Opfer: einmal die der Strahlung, und einmal die der Gleichgültigkeit und Ignoranz der Öffentlichkeit.

Doch gibt es Hilfsprojekte wie z.B. das Projekt Tschernobyl-Kinder der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 (der Name ist angelehnt an den Umweltreport des gleichen Namens). Vor 25 Jahren, ein Vierteljahrhundert her, begann dieses Projekt mit einer Reise von Dr. Christoph Otto. Ursprünglich als einmalige Hilfsaktion anlässlich des 10jährigen Jahrestags der Reaktorkatastrophe geplant, wurde daraus eine kontinuierliche Hilfsaktion, die bis heute tausenden Kindern das Leben gerettet bzw. erleichert hat.

Sehr anschaulich schildert Friedrich OTTO die verheerenden Zustände, die er in den Kinderspitälern der Ostukraine antraf:

„Es fehlte an überlebensnotwendigen Inkubatoren und Beatmungsgeräten: ein Todesurteil für viele Babys. Genauso schlimm war die mangelhafte Ausstattung mit diagnostischen Apparaten. Die ÄrztInnen konnten oft gar nicht genau feststellen, an welcher Krankheit ihre PatientInnen litten und welche Therapie sie benötigten. Die kleinen Mädchen und Buben in den Kinderkrebsstationen hatten so gut wie keine Chance, ihre schwere Krankheit zu überleben. Die ÄrztInnen waren hilflos: Für eine lebensrettende moderne medizinische Versorgung fehlte einfach das Geld. Neun von zehn kranken Mädchen und Buben mussten sterben, obwohl die moderne Medizin längst soweit gewesen wäre, ihr Leben zu retten.“

Friedrich OTTO sah sofort, dass es mit einer einmaligen Hilfsaktion nicht getan war und auch, dass eine reine finanzielle Hilfe zu wenig wäre. Mit u.a. der Hilfe von Help-TV gelang es, eine ausreichende Spendengrundlage für eine dauerhafte, kontinuierliche Unterstützung zu schaffen, die sich im Wesentlichen auf 4 Säulen stützt:

1. Medizinische Hilfe:

GLOBAL 2000 übernahm den kompletten Umbau und die Ausstattung von bisher zwei Kinderkrebsstationen. Regelmäßige Fortbildungskurse für die dortigen Ärztinnen und Ärzte werden angeboten. 100 krebskranke Kinder, sowie 600 Kinder mit chronischen Erkrankungen können jedes Jahr mit Medikamenten verorgt werden. Die Heilungsrate verbesserte sich so von 5 auf 75 Prozent.

2. Erholung in Österreich:

Seit 1996 lädt GLOBAL 2000 jedes Jahr etwa 150 Kinder und ihre BetreuerInnen zu einem dreiwöchigen Urlaub nach Österreich ein. All diese Kinder haben entweder eine Chemotherapie hinter sich, leiden an chronischen Krankheiten oder sind (Sozial-)Waisen. Der angebotene Urlaub bei Gastfamilien dient der Entspannung und seelischen Erholung. 2.765 Kindern konnten bisher zumindest auf Zeit ihrem schweren Schicksal mit Spaß, Freude und Entspannung begegnen.

3. Unterstützung von Kindereinrichtungen:

Das Leid der Kinder in der Ostukraine beschränkt sich nicht nur auf die Krankenhäuser, sondern erstreckt sich auch auf die unzureichend ausgestatteten Waisenheime, Schulinternate, Rehabilitationszentren und Behinderten-Einrichtungen. GLOBAL 2000 hilft hier bei Fließwasser- und Stromversorgung, Heizung, Haushaltsgeräten (Waschmaschinen), Betten, Matratzen, warmen Decken, Kleidung, Schulartikel und vor allem natürlich auch Medikamenten. Insgesamt 105 humanitäre Hilfstransporte im Wert von ca. 4,3 Millionen Euro wurden in den letzten 25 Jahren organisiert.

4. Wasseraufbereitungsanlagen:

Nicht nur ist das Grundwasser in der Ostukraine radioaktiv belastet, sowie von Kohlekraftwerken und Schwermetallen verseucht, auch die Wasserleitungen sind völlig veraltet. Der Zugang zu frischem Wasser ist für die dortigen Menschen also alles andere als selbstverständlich. GLOBAL 2000 installierte daher in bisher 73 Schulen und Internaten, 8 Kindergärten und 29 Krankenhäusern Trinkwasser-Reinigungsanlagen, die rund 150.000 Menschen versorgen. Der allgemeine Gesundheitszustand der Kinder verbesserte sich alleine dadurch enorm.

"Rousseau hat einmal gesagt, die Natur will, dass Kinder Kinder sind, bevor sie zu Erwachsenen werden.", zitierte der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen den großen Philosophen aus dem 18. Jahrhundert, als GLOBAL 2000 am 15. September 2020 Verträge für humanitäre Hilfe in zwei weiteren Regionen der Ostukraine unterzeichnete. Es bleibt zu hoffen, dass die Hilfe weiter fortbestehen bleibt, und auch die Lebensumstände im ganzen Land sich in Zukunft verbessern werden.

GLOBAL 2000 finanziert sich ausschließlich aus Spenden, insofern ist ihr Erfolg auch gleichzeitig der Erfolg ihrer SpenderInnen. Die Umweltorganisation bietet damit auch allen denjenigen eine Plattform, die aktiv an der Verbesserung der Lebensumstände in der Ostukraine und der Gegend um Tschernobyl mithelfen wollen.

Link zum Projekt https://www.global2000.at/sites/global/files/2020-25JahreTschernobylkinder.pdf

und zum

Spendenportal: https://www.global2000.at/spenden (Verwendungszweck Tschernobylkinder)

 

Zusammengestellt von Renate Brandner-Weiß und Philipp Kronbichler


Bildquelle: https://www.global2000.at/sites/global/files/nastja-kind_0.jpg

Quellen:

·        https://www.global2000.at/tschernobyl-kinder-helfen

·        https://www.global2000.at/ueber-global-2000

·        https://www.global2000.at/themen

·        https://www.global2000.at/themen/projekt-tschernobyl-kinder

·        https://www.global2000.at/sites/global/files/Brosch%C3%BCre_Der%20Zukunft%20ein%20Zuhause%20geben.pdf

·        https://www.global2000.at/so-hilft-global-2000

https://www.global2000.at/tschernobyl-kinder-erholungsaufenthalte




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