Aktuelle Infos zu Kernkraft und Atommüll-Endlagersuche

Areal der laufenden 2 VVER-1000 mit Zwischenlager SVJP, Areal für 2 geplante große Reaktoren, Areal für SMR
Bei der NEC 2025 in Linz lag der Schwerpunkt auf den SMR, dem Small Modular Reactor und hier wiederum mit Schwerpunkt auf dem SMR, der für den AKW-Standort Temelín geplant ist. Zur Erinnerung: Am Standort wird eine extreme Kumulation von Nuklearanlagen geplant: 2 Blöcke VVER-1000 in Betrieb 2 weitere große Blöcke in Planung 1 bestehendes und erweitertes Zwischenlager für abgebrannte Brennstäbe 1 Endlager („Janoch“) könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit am Standort Temelin errichtet werden.
Bereits abgeschlossen wurde die erste Phase der Umweltverträglichkeitsprüfung (kurz UVP), das Scoping. Im Scoping wird unter Beteiligung der Öffentlichkeit bzw. anderer ESPOO-Staaten der Umfang der UVP erörtert und dann vom Ministerium festgelegt: Abschluss mit Scopingbescheid (Feststellungsbescheid) erfolgte am 7. Juli 2025. Österreich hat sich beteiligt, ebenso Polen, Slowakei, Deutschland.
Keine Black Box beim SMR!
Als Black-Box-Verfahren verlaufen viele der UVP in Nuklearbereich, insbesondere Neubauten: Sie werden ohne Angabe des konkreten Reaktortyps durchgeführt oder ohne eine technologische Alternative.
Beim SMR für Temelín wurden im Scoping-Bericht folgende Optionen für die Reaktoren angeführt:
Zunächst ist beim Rolls-Royce SMR mit mehr installierter Leistung als die ursprünglichen VVER-440 Blöcke zB in Dukovany die Frage zu stellen, worin nun das Small oder das Modular liegen sollte.
Ebenso schlicht verwirrend und ignorant ist auch die angeführte Option NUWARD Reaktor, da der Lieferant Electricite de France (kurz EDF) dessen Entwicklung bereits eingestellt hat.
Der BWRX-300 ist in Bau in Kanada am Standort „Darlington“, ist allerdings ein Siedewasserreaktor. Die dortige Lizensierungspraxis ist mit dem Vorgehen der europäischen Aufsichtsbehörden nicht vergleichbar, denn das Design für diesen geplanten kanadischen Exporthit ist noch nicht fertig, und wie von der tschechischen Nuklearaufsicht zu hören war, führte die Verkleinerung der Komponenten zu einigen Schwierigkeiten. Auch scheint die Verkleinerung schlicht das Weglassen von Sicherheitskomponenten zu bedeuten. Wobei „Small“ im Auge des Betrachters zu liegen scheint: Wie wir von unserer Kollegin in Kanada gehört haben, wird der kleine Reaktor ganze 23 Stockwerke haben, 10 davon allerdings unterirdisch. Die Baustelle sieht ganz danach aus.
Daher wird bei den anstehenden UVP eine zentrale Forderung sein:
UVP nur mit genauer Anführung des Reaktorstyps!
Reaktoren mit durchwegs nicht fertigem Design können nicht mit einer UVP-Genehmigung ausgestattet werden. In diesem Stadium ist es nicht möglich, einen Sicherheitsanalysebericht und die probabilistische Sicherheitsanalyse (kurz PSA) durchzuführen, was erhebliche Auswirkungen auf die Umsetzung der UVP hat. Denn die radiologischen Auswirkungen für die Umgebung des Standorts und grenzüberschreitend etwa für Österreich können erst mit den nach Fukushima hinzugekommenen Unfallanalysen (DEC – Design Extension Conditions) und einer umfassende PSA der Stufe 2 erfasst werden. D.h. ohne fertiges Design würde dies zu einer Situation führen, in der die Bewertungen weder realistisch sind, noch die Auswirkungen auf die Umwelt und die Bevölkerung richtig bestimmbar sind.
Mehr Information findet sich bereits jetzt in der Scopingstellungnahme Österreichs
Im Scopingbescheid des tschechischen Umweltministeriums wurden einige interessante Anforderungen an die Umweltdokumentation definiert.
Hier der Link:https://www.umweltbundesamt.at/uvp-smr-temelin#c45097.
Folgende Punkte sind u.a. im UVP-Bericht vorzulegen:
· die Notwendigkeit des Projekts
· eine technische und technologische Beschreibung der in Frage kommenden Reaktortypen
· Betrieb der Anlage bei begrenzter Verfügbarkeit von Kühlwasser
· Beschreibung der wichtigsten Grundsätze des physischen Schutzes und des Schutzes vor terroristischen Angriffen, einschließlich Cyber- und Sabotageangriffen, sowie vor neuen Bedrohungen (Quantencomputer, künstliche Intelligenz)
· Beschreibung des Konzepts für die Entsorgung abgebrannter Brennelemente im Zusammenhang mit der Auswahl eines bestimmten Typs von SMR, einschließlich Informationen über die Art und die Abmessungen des Brennstoffs, den Anreicherungsgrad und das erwartete Volumen der abgebrannten Brennelemente.
· In den UVP-Unterlagen müssen die Wechselwirkungen zwischen dem geplanten SMR und den bestehenden und geplanten Anlagen am Standort Temelín berücksichtigt werden.
Der Artikel wurde verfasst von Patricia LORENZ und bearbeitet von Renate Brandner-Weiß.
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