Atomkraftwerk Paks I führt bereits heute zu über 30 Grad in Donau – Trotzdem weitere 2400 MW zur Verdopplung der Leistung geplant

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Atomkraftwerk Paks I führt bereits heute zu über 30 Grad in Donau – Trotzdem weitere 2400 MW zur Verdopplung der Leistung geplant

14.12.2024

Laufzeitverlängerung und Temperaturüberschreitung

Relativ geräuschlos ist Ministerpräsident Orban mit seinem Freund Putin an der Errichtung von zwei VVER-Reaktoren an der Donau beschäftigt. Auch hier nichts Neues: Das Kernkraftwerk steht nach 10 Jahren Vorbereitung vor dem – nach IAEO-Terminologie – offiziellen Baubeginn statt Betriebsbeginn, FALLS es in den nächsten Wochen mit dem Betonieren der Fundamente klappt. Diese beiden 1200 MW-Blöcke werden als Paks II bezeichnet und stehen auf demselben Betriebsareal wie die 4 alten VVER-440 von Paks I.

Laufzeitverlängerung bei Paks I
Die erste Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für eine Verlängerung des Betriebs fand 2006 statt. Dabei erfolgte eine Verlängerung der Lebensdauer auf unglaubliche 50 Jahre, die zwischen 2032 und 2037 auslaufen. Zu beachten ist, dass eine UVP-Genehmigung nicht automatisch den Betrieb ermöglicht, sondern sicherheitstechnisch die Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) alle zehn Jahre als Grundlage des Weiterbetriebs, eventuell mit Auflagen, dient bzw. dienen kann.

Unter beschränkter Beteiligung der ungarischen Öffentlichkeit fand im Herbst das sogenannte Scoping statt, d.h. nur wenige eingeladene umliegende Gemeinden und einige Behörden waren zu Stellungnahmen aufgerufen. Wie bei einer Konferenz in Budapest allerdings versichert wurde, wird eine volle Beteiligung bei der UVP selbst zugelassen werden. Unklar ist der Zeitpunkt, es kann  schon das Frühjahr 2025 sein. Auch die österreichische Öffentlichkeit wird sich beteiligen können, wenn das AKW bereits jetzt auf einen Betrieb nach 2035 für weitere 20 Jahre betrachtet werden soll. Allen Ernstes wird damit der Betrieb der Blöcke mit dem Design aus den 70er-Jahren bis 2057 vorbereitet.

Die Frage lautet natürlich: Warum so früh die Umweltverträglichkeitsprüfung für die Lebensdauerverlängerung? Einerseits ist es der Trend bei AKW-Betreibern sich UVP-Genehmigungen quasi auf Halde anzufertigen. Böse Zungen meinen andererseits, dass die Nachrüstung der alten Reaktoren auf einen auch nur halbwegs akzeptablen Sicherheitsstandard voller Unwägbarkeiten sein könnte. Zur Erinnerung: Es war in Paks I, wo die Rohrleitungen für das Kühlwasser im Abkühlbecken für abgebrannte Brennstäbe bereits vollständig korrodiert waren, d.h. dies somit jahre- oder jahrzehntelang nicht weiter aufgefallen ist.

Unterwasserwüste
Bereits aktuell ist dort, wo das warme Abwasser nach der Kühlung der Reaktoren  in die Donau eingeleitet wird, eine Unterwasserwüste. Bis zum Sommer war die Erhöhung der Wassertemperatur der Donau durch die Kühlung der 4 Blöcke von Paks I so geregelt: Die Leistung des AKW musste - sobald 30 Grad Wassertemperatur in der Donau erreicht waren - pro Grad um 80 MW reduziert werden, um das Leben in der Donau zu schützen und die notwendige Kühlleistung zu reduzieren.
Aber diesen Sommer wurde diese Regelung durch ein Dekret des Energieministeriums einfach aufgehoben.

Davon ging die UVP-Genehmigung von 2017 nicht aus. Sie ging nicht von einem so langen Parallelbetrieb aller 6 Blöcke aus, denn eigentlich war für 2024 schon die Inbetriebnahme von Paks geplant.

Aufhebung der UVP-Genehmigung für Paks II wird vorbereitet

In Ungarn traut sich keine Umweltschutzorganisation aktiv gegen die AKW Paks 1 und Paks 2 aufzutreten, daher wird Global 2000 die Widerrufung der UVP-Genehmigung beantragen. Denn in Ungarn berichten auch die Medien, was Regierung und Betreiber ihnen vorkauen.
Nur eine Zeitung berichtete sehr kritisch und furchtlos: Atlatszo. Hier der Link mit dem Bericht über die eigenen Temperaturmessungen auf Englisch: https://english.atlatszo.hu/2023/07/21/paks-npp-is-operating-at-reduced-capacity-but-still-cannot-keep-the-30c-danube-temperature-limit-to-protect-wildlife

Bildquelle: https://paks2.hu/web/paks-2-en/free-to-use-photos

Der Artikel wurde verfasst von Patricia LORENZ, bearbeitet von Renate Brandner-Weiß.


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