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Kernenergienutzung in Zeiten des Klimawandels - Nuklearsymposium in Wien

21.10.2019

Beim diesjährigen Wiener Nuklearsymposium der Wiener Umweltanwaltschaft (WUA) wurden am 20. September 2019 die Zusammenhänge zwischen Kernenergie und Klimawandel beleuchtet und besonders die Frage ob Kernenergie CO2-neutral ist und einen wesentlichen Beitrag liefern kann, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Im Zusammenhang damit werden auch ökologische und gesellschaftliche Probleme beim Bau neuer Kraftwerke und die alternde Flotte der Kernkraftwerke diskutiert.

Immer wieder wird die Kernenergie als (mehr oder weniger) CO2-neutrale Stromerzeugung bezeichnet. Inwieweit stimmt das oder ist es nur eine Form von gutem Marketing, das inhaltlich nicht hält, was es verspricht.

Nikolaus Müllner (Univ. f. Bodenkultur) berichtete über konkrete Studien betreffend Treibhausgasemissionen von Atomstrom (pro kWh). Die Studie Sovacool geht von 66 g CO2eq/kWh aus und zwar unter der Annahme, dass das verwendete Erz 10 % Uran enthält. Dieser Wert reduziert sich bis zu einem Tausendstel in anderen Minen. Und woher kommt die Energie für den Abbau? Je nach Annahme – ergibt sich ein geringer oder eben wesentlich höherer Wert

Die World Nuclear Asssociation geht 2011 von 30 g aus. Die Wiberg-Studie – je nach Erzgehalt - von 16 g pro Kilowattstunde (bei 0,01 % Uran im Erz) bzw. 120 g (bei 0,001 % Uran im Erz).

Im Global Energy Assessment wurde die Frage beantwortet:

Kann der Energiebedarf global ohne Kernenergie CO2-neutral gedeckt werden?

In Summe wurden 60 Pfade analysiert, immer mit dem Ziel „CO2-neutral 2050“, jeweils mit Energiebedarf niedrig, mittel oder hoch und Transport konventionell oder fortgeschritten und bei Energiebereitstellung 10 Optionen, die da heißen: unrestricted, no nuclear, bio CCS, No sinks, limited Bioenergy, Llimited Renewables, no CCS, …

Die Analyse zeigt:

Die Option „No nuclear“ ist ok, d.h. Kernenergie ist nicht zwingend notwendig. 3-5 % der THG-Emissionen könnte Kernkraft einsparen, ist die Prognose der IEA, d.h. ähnlich wie jetzt.

Wenn Kohle ersetzt werden sollte, müsste man die 10fache Leistung bei Kernkraft installieren, 4000 GW bis 2035, d.h. 4000 Neuanlagen oder umgerechnet auf die Zahl pro Jahr: mehr als 200 Kernkraftwerke pro Jahr. Das gab es noch nie.

Bzgl. Uran ist klar, es wäre in 5-15 Jahren erschöpft, es bräuchte schnelle Brüter. Für diese ist aber der Forschungsbedarf für einen breiten Einsatz noch mit rund 20 Jahren zu beziffern, d.h. wenn das alles überhaupt möglich ist, dann kommt es zu spät.

Nicht zu vergessen die ungelösten bzw. unlösbaren Probleme wie das Risiko schwerer Unfälle, die Endlagerung und der Rückbau sowie die Proliferation.

In der Diskussion wurde noch eingeworfen, dass selbst die IAEA sagt, der Staat muss zuschießen. Wenn das aber passiert, dann werden Ressourcen von den Erneuerbaren abgezogen, obwohl diese günstiger sind und der Lock-in-Effekt ist extrem stark: 60 Jahre Nutzung sind im Prinzip notwendig plus Entsorgung.

Link Wiener Umweltanwaltschaft

Vortragsübersicht gesamt

·      Die aktuelle Wirtschaftlichkeit von Kernkraftwerken

       Reinhard Haas, Amela Ajanovic

·      Probleme mit alternden Kernkraftwerken am Beispiel französischer Laufzeitverlängerungen
       (in engl. Sprache) 

       Paul Dorfman

·      Kernenergie und Klimawandel

       Nikolaus Müllner

·      Neue Staaten mit Nuklearenergie

       Christoph Pistner

·      Brennstofflieferungen aus Deutschland ins Ausland

       Gerrit Niehaus, Wolfgang Renneberg

·      Urenco: Urananreicherung in Deutschland und Westeuropa, Tritium- und HALEU-Problematik in
       den USA

       Matthias Eickhoff

·      Aktuelle Entwicklungen in der nuklearen Rüstungskontrolle: INF- und START-Vertrag

       Wolfgang Liebert

·      Radionuklidmessungen und Klimawandel (in engl. Sprache)

       Lucrezia Terzi


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