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Katastrophe mit Anlauf: Polens Atompläne

7.12.2023

Das zweite große AKW erhielt Ende November die prinzipielle Entscheidung vom Klima- und Umweltministerium für die Errichtung von zwei südkoreanischen Reaktoren, den APR 1400, Standort ist Patnów-Konin in Zentralpolen. Das ist der Startschuss für die Betreibergesellschaft PGE, weitere Genehmigungen zu beantragen, die Standortgenehmigung etwa. Wie in allen anderen Ländern handelt es sich um ein rein staatliches Projekt auf Kosten der SteuerzahlerInnen.
PGE PAK Energia Jadrowa (PPEJ) ist eine sogenannte Zweckgesellschaft, ein Unternehmen, das für einen bestimmten Zweck gegründet wurde und nach Erreichen aufgelöst werden kann. PPEJ besteht aus ZE PAK (Zespól Elektrowni Patnów-Adam-Konin) and Polska Grupa Energetyczna (PGE), Zweck ist die Errichtung des KKW mit Reaktoren der Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP).

Wie eine Presseaussendung aus den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts liest sich die Aussage von Wojciech Dabrowski, dem Vorstandsvorsitzenden von PGE: „Der erste Block wird 2035 in Betrieb gehen, das erscheint uns sehr realistisch. Das Kernkraftwerk wird Polen mit billiger und sauberer Energie versorgen.“ Die Finanzierung wird erst verhandelt…

 Bekanntlich hat das etwa 2014 gestartete Atomeinstiegsprogramm (!) schon 3 AP-1000 vom US-Hersteller Westinghouse bzw. Bechtel gesichert. Baubeginn: 2026, Inbetriebnahme 2033, ab dann soll alle 2-3 Jahre ein AKW in Betrieb gehen.  

 Zum Vergleich: Die sogenannte Nuklearrenaissance der frühen 2000er Jahre hat bisher 1 EPR in Finnland geliefert, der seit Sommer im On-Off-Betrieb ist, der Mochovce-3 Reaktor ist noch den Planungen im Moskau (Baubeginn 1986) entsprungen und wird nun mit enormen Schwierigkeiten in Betrieb genommen, der andere EPR in Flamanville ist noch nicht fertig.

Detail am Rande der aktuellen Renaissance zu APR-1400 und AP-1000: Westinghouse ist vor Gericht gezogen, da das US-Unternehmen die Ansicht vertritt, dass es sich beim südkoreanischen AP-1400 um eine Weiterentwicklung ihres eigenen AP-1000 handelt. Wenn dies gerichtlich bestätigt werden sollte, ist der angestrebte Export ins Ausland, etwa nach Polen und Tschechien für KHNP unmöglich. 

Ebenso eine prinzipielle Genehmigung erhalten hat der Kupfer- und Silberproduzent KGHM Polska Miedz, der einen SMR aus sechs Modulen mit je 77 MWe errichten möchte.

Der Widerstand ist in Polen minimal, nur am Standort für das erste AKW gibt es Aktivitäten auch größerer Gruppen. Alle Parteien im Parlament sind für den massiven Einstieg in den AKW-Ausbau, wenn man von einer winzigen Partei absieht. Daher schrecken die großen Umweltschutzgruppen vor Kampagnen gegen die vollkommen unrealistischen Pläne zurück.

Angesichts dessen, dass Polen noch keine funktionierende Atomaufsichtsbehörde hat und die gesamte nukleare Herstellungs – und Lieferkette sehr schlecht aufgestellt ist, ist es für Insider ganz klar, dass es Mitte der 30er Jahre keinerlei Atomstrom in Polen geben wird. Realistischerweise sind dafür mindestens 15-20 Jahre anzusetzen. Werden dann Kohlekraftwerke weiterlaufen? Werden Gaskraftwerke schnell errichtet werden, um diese Jahre zu “überbrücken“? Diese Pläne werden tatsächlich immer wieder angekündigt.

Indem die Europäische Kommission diese vollkommen unrealistischen Pläne - etwa in den NEKP eingemeldet (Nationaler Energie – und Klimaplan) - immer wieder akzeptiert, torpediert sie massiv den geplanten Green Deal, aber nicht nur diesen. Wenn es keinen Plan B geben sollte, werden nicht nur in Polen tatsächlich Erzeugungskapazitäten fehlen und gleichzeitig die Staatshaushalte mit massiven Schulden belastet sein.

Artikel erstellt von Patricia LORENZ, bearbeitet von Renate Brandner-Weiß



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