Aktuelle Infos zu Kernkraft und Atommüll-Endlagersuche

Atomkraftwerke, Atommülllager & Alternativen in Tschechien

1.12.2023

Der 269. Waldv. Energie-Stammtisch startete am 16. November 2023 mit einer Kurzführung durch die Holz-Erlebnis-Welt AnnoLIGNUM in Waidhofen/Thaya. Hier haben Stefan und Reinhart Blumberger eine beeindruckende Symbiose von alter Tradition und neuer Handwerkskunst geschaffen. Sie besinnen sich auf das, was die alten Tischler in Jahrhunderten erdacht haben, entwickeln es weiter und schaffen damit Neues und gleichzeitig Dinge, die noch in Jahrhunderten von handwerklichem Können Zeugnis ablegen.

Nach dem Rundgang startete der Infoabend zum Thema „Atomkraftwerke, Atommülllager & Alternativen in Tschechien“ und zwar mit der Begrüßung der rund 20 Gäste, insbesondere der Mandatare aus National- und Gemeinderäten.

Das Land NÖ unterstützt Aktivitäten des Waldviertler EnergieStammtisches und fördert damit insbesondere die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Brandner-Weiß bedankte sich für die Unterstützung, insbes. für die Simultanübersetzung und Aufzeichnung des Infoabends und übergab das Wort an Christine Pennerstorfer, die Anti-Atomkoordinatorin des Landes Niederösterreich.

Christine Pennerstorfer berichtete über die Zusammenarbeit mit dem Waldviertler EnergieStammtisch, die in der Form von Jahresprogrammen im Jahr 2015 begann. Sie machte in Ihrem Statement klar, dass sie die Interessen der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher in der Anti-Atom-Politik auch in Zukunft über die Landesgrenzen hinweg engagiert vertreten wird:
„Für die NÖ Anti-Atomkoordination gilt es, weiterhin klar und unermüdlich auf die Gefahren der hochrisikoreichen Erzeugung von Kernenergie hinzuweisen und andererseits eine für Niederösterreich sichere Lösung in der Frage der Endlagerung für hochradioaktive Abfälle in Tschechien aktiv einzufordern", bekräftigt die neue Anti-Atomkoordinatorin Christine Pennerstorfer.

Mit Edvard Sequens kam zum Thema „AKTUELLES AUS DEM ENERGIESEKTOR DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK“ ein ausgewiesener Referent aus Budweis zu Wort, der nicht nur langjährig im Bereich Energie, insbes. Nuklearenergie in Tschechien tätig im besten Wortsinn ist, sondern auch Sekretär der Plattform der Endlagergemeinden ist. Unterstützt mit rund 30 Folien spannte er in seinem Vortrag in 80 Minuten einen weiten Bogen von der Stromproduktion aktuell über die Entwicklung der Stromexporte in den letzten Jahren bis hin zu der Ausschreibung neuer Reaktoren für die Standorte Dukovany und Temelin und die Pläne für small modular reactors (SMR). Kurz lässt sich dies zusammenfassen damit, dass politisch die Vorbereitung von bis zu vier großen und 10 kleineren Reaktoren vorangetrieben wird und parallel die Laufzeit bereits bestehender Reaktoren bis 2045 verlängert wird, d.h. auf 60 Jahre, wobei CEZ hier noch daran arbeitet, dass es mindestens 60 Jahre werden! Aus seiner Sicht ist das einzige, das diese Entwicklung stoppen kann, der hohe Preis der neuen Reaktoren bzw. des Atomstroms. Man rechnet mit 35 Euro mindestens pro MWh, d.h. 35 Cent pro Kilowattstunde (ohne Zinsen, …).

Weitere wichtige Punkte in seinem Vortrag waren die aktuell laufende Beteiligung am Raumordnungsverfahren für 2 weitere Reaktoren in Dukovany, aber auch die mangelnde Transparenz bzgl. der Kosten für die Kernreaktoren bzw. dass die Medien die Zahlen, die veröffentlicht werden und mit 6 Mrd. Euro (160 Mrd. Kronen) um rund 50 % zu niedrig sind, nicht hinterfragen.

Auch zum Prozess der Atommüll-Endlagersuche sowie zur Frage, welche Kosten auf den tschechischen Staat bzw. die Bevölkerung durch die Entscheidung für die Nuklearenergie zukommen werden sowie zur (von der tschechischen Politik nur wenig gesehene) Chance auf erneuerbare Energieträger zu setzen, wurde von Edvard Sequens berichtet.

Der Abend diente zur Information, aber auch zur Vernetzung im Sinne eines möglichst transparenten Prozesses betreffend Atommüll-Lagerung und zukunftsfähiger Energieversorgung in der tschechischen Republik.

Mit einem DANKE an alle, die zum Gelingen des Infoabends beigetragen haben, insbes. den Simultanübersetzer Milan Vacha schloss Teamsprecherin Renate Brandner-Weiß, das Plenum. Nach dem Vortrag wurde noch die Chance genutzt, Fragen direkt an Edvard Sequens zu stellen bzw. sich in individuellen Gesprächen nach dem Plenum noch auszutauschen.

Für alle, die nicht dabei sein konnten, gibt es ein Video des Vortrags zum Nachschauen und zwar – je nach Muttersprache - mit deutscher und tschechischer Tonspur.

Link Video in Deutsch:

Link Vortragsfolien in Deutsch:

Link Video in Tschechisch:

Link Vortragsfolien in Tschechisch:

 

Hinweise zum Thema seitens Waldv. EnergieStammtisch:
Wichtig ist uns, dass eine Sache, der Kampf gegen neue Reaktoren und für eine möglichst sichere Lagerung der Abfälle ist, aber ebenso wichtig erscheint es uns, die Chancen zu sehen, die sich für Zusammenarbeit im Bereich regionale erneuerbare Energieversorgung für Österreich und Tschechien bieten. Denn beide Länder haben im Bereich Energieversorgung, hier im Konkreten einer zukunftsfähigen Stromversorgung noch viel zu tun.

Österreich war – aufgrund der vielen Wasserkraft - lange ein Netto-Exporteur von Strom, aber seit 2000/2001 hat sich das geändert. Weil der Strombedarf über Jahrzehnte stärker gestiegen ist als der Zubau an Kraftwerksleistung. Österreich importiert netto – je nach Jahr - zwischen 5 und 15 % des Jahresstrombedarfs. Wir verlieren dadurch nicht nur regionale Wertschöpfung und die dazugehörigen Arbeitsplätze, sondern finanzieren damit z.T. auch fossile und Kernkraftwerke und riskieren in Zukunft noch Strafzahlungen betreffend das Abkommen von Paris.

Betrachtet man die Zahlen für die Bezirke Gmünd, Horn, Waidhofen/Thaya und Zwettl dann ergibt sich in Summe ein Wert von knapp 42 % an regionaler Ökostromproduktion in Relation zum Gesamtstrombedarf, d.h. das Waldviertel ist eine Region, die viel Strom „importieren muss“. Dies sind die Zahlen für 2022 und sie beinhalten noch keine Netzverluste o.Ä. Generell sind wir dabei, hier die regionalen Zahlen weiter aufzubereiten. Bei Interesse stehen wir für Fragen gerne zur Verfügung.

Was man individuell bzw. als Organisation/Betrieb/Gemeinde immer tun kann, ist die Aktivitäten rund um Energiewende und Klimaschutz zu unterstützen und z.B. Energiesparmaßnahmen zu setzen und auf erneuerbare Energie umzusteigen. Für die Investitionen bietet sich Bürgerbeteiligung an, damit auch die Erträge möglichst in der Region bleiben.




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