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Inmitten der Wehklagen über die sich hinziehenden Vorbereitungen vor allem für Dukovany 5 wurde man auch bei der Konferenz am 3. Oktober in Prag nicht müde, die Hoffnungen auf den SMR, den Small Modular Reactor zu setzen. Oder auch den Small and Medium Reactor, wie er nun in Prag auch genannt wird, denn Leistungen über 300 MW und über 400 MW werden noch gerne dazu gerechnet. Angesichts dessen, dass die aktuell laufenden AKW-Blöcke in Dukovany eine Nominalleistung von 440 MW haben, doch kurios.
Zur Erinnerung: Die SMR sollten nicht nur klein und modular sein, d.h. in der Fabrik in Serie fertiggestellt und dann an den Standort gebracht werden, sondern auch auf neuen Technologie basieren statt der dominierenden Leichtwasser- und Schwerwasserreaktoren. Daraus abgeleitet wird propagiert, dass die Anforderungen an den Standort geringer wären. Das erste SMR-Projekt, welches nun eine UVP durchlaufen ist, ist in Polen, wo die vier Reaktoren allerdings auf stolze 1300 MW kommen sollen.
An diesem Kuchen will eine Unzahl an Firmen mitnaschen, natürlich auch einige tschechische Unternehmen. Bei der Konferenz erzählte der Generaldirektor von Doosan Škoda Power über die Aussichten auf den Verkauf von Dampfturbinen für SMR, wo es sich um je 15-20 Projekte jährlich handeln solle. Den ersten Vertrag habe er nicht bekommen, weil sein Unternehmen in dem betreffenden Land keine Servicestelle bieten konnte. Nicht ganz klar blieb, wie er sich die von ihm geforderte Unterstützung durch den Staat vorstellt.
Die Unterstützung des Industrieministeriums ist ohnehin massiv. So erläuterte Petr Třešňák (Piratenpartei) und Vizeminister im Industrieministerium, dass es der SMR in den Net-Zero Industry Act geschafft habe.
Dabei handelt es sich um einen Rechtsakt, der sich zum Ziel gesetzt hat, mindestens 40 Prozent der Technologie, die zur Erreichung der Klima- und Energieziele der EU bis 2030 benötigt wird, in Europa zu produzieren. Aufgezählt werden darin acht „Netto-Emissions-Technologien“, deren Markteinführung von der EU gefördert werden könnte. Die Liste umfasst Solar- und Windenergie, Speicher- und Wärmepumpen sowie Kernkraft, die wohl die üblich Verdächtigen unter Führung Frankreichs hineinlobbyiert haben. Der tatsächliche Nutzen ist wohl nicht wirklich hoch.
Weiters erklärte der Vertreter des MPO, dass die SMR als Ersatz für die auslaufenden Kohlekraftwerke denkbar seien und versprach Förderungen der öffentlichen Hand, eine Vereinfachung der Lizensierung und Empfehlungen an die betroffenen Regionen. Denn die anvisierten SMR sollen direkt an den Standorten der Kohlekraftwerke errichtet werden. Die obige Karte zeigt – in dem genannten Sinn - die Standorte.
Und weitere Förderungen der Regierung machte er geltend: Gespräche und Listen mit Firmen, die nicht nur im Inland, sondern auch in Drittstaaten SMR errichten möchten. Weiters bereite das MPO auch eine eigene SMR-Strategie vor und einen SMR-Plan, der bald der Regierung zum Beschluss vorgelegt werden wird. Konkrete Ideen wurden auch geäußert, so sprach sich der Vertreter der Tschechischen Eisenbahn für einen SMR für die Eigenversorgung der Bahn aus und verwies auf die OEBB, die ihren Strom zu einem großen Teil selbst erzeugt.
Als bedauerlich bezeichnet wurde, dass nur wenige tschechische Firmen beim SMR Stakeholder Forum am 26. Oktober in Brüssel dabei sein werden.
<!--[if !supportLineBreakNewLine]-->Hier dazu ein Aviso: Beim erwähnten SMR Stakeholder Forum werden sich pro-nukleare Lobbyverbände, Industrie und Europäische Kommission mit weiteren Stakeholdern in Brüssel treffen. Für die kritischen NGOs sprechen wird Patricia Lorenz. Auf Anfrage ist die Teilnahme vor Ort und online möglich. Einen Bericht wird es auch hier geben!
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Verfasst von Patricia LORENZ, bearbeitet von Renate Brandner-Weiß.
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