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SMR – Ist der Reaktor der Marke „Hype“ in unserem nördlichen Nachbarland gelandet?

27.11.2024


Das aktuell führende Papierreaktordesign, der SMR (Small Modular Reactor) oder wie tschechische Vertreter der Nuklearlobby gerne sagen „bei uns heißt er auch Small and Medium Reactor“, scheint einen Schritt in die Dreidimensionalität gemacht zu haben, da die UVP-Dokumente nun online sind und die Zusammenarbeit mit Rolls-Royce SMR unterzeichnet ist. Oder wurde nur noch mehr Papier produziert?

Zunächst waren da ČEZ und die Aktivitäten der Prager Regierung im Sommer als Vorbereitung des Deals und am 29.10.2024 kam es nun zur Unterzeichnung des Vertrages zwischen ČEZ und Rolls Royce SMR bei einer Pressekonferenz im „Staatsaktformat“. Gesprochen hat Premierminister Fiala, der redundant feierlich erläuterte, dass es sich um mehr handelt, da sich „ČEZ nun an Entwicklung und Produktion beteiligen möchte, was alles im Vertrag von heute festgelegt wurde und man sich am Weg zur autarken Energieversorgung befindet.“

Der Vertreter von Rolls-Royce SMR lobte sein Unternehmen in höchsten Tönen und gratulierte dem Premierminister zur Zusammenarbeit. Ebenso anwesend in Prag waren der Botschafter Großbritanniens, der neue Energieminister Vlček und selbstverständlich der Generaldirektor von ČEZ, Daniel Beneš.
Beneš gab seiner Freude Ausdruck, dass bereits in der ersten Hälfte der 2030er der erste SMR in Temelin in Betrieb gehen werde. Ebenso ginge es um die Zusammenarbeit an Projekten im Ausland, gesamt sollen 2050 bereits 10 Anlagen in der tschechischen Republik mit 3 GW Leistung gesamt in Betrieb sein.

Was ist tatsächlich fix und was steht im Vertrag zwischen ČEZ und Rolls-Royce SMR
Auf Nachfrage ging Beneš auf Fragen ein und erklärte dass „die Kosten für den SMR am Standort Temelín mit seinen 470 MW noch nicht fix seien, aber nicht höher als die Kosten der großen Blöcke zu liegen kämen. Bei Rolls-Royce SMR wird nun ČEZ 20%-prozentiger Aktionär mit allen Rechten, die sich daraus ergeben. Noch abgewartet wird die Frist von vier Monaten, in denen sich die Antimonopolbehörde noch äußern kann. Bis Ende des Jahres soll die Finanzierung des SMR stehen, wie bei den großen Blöcken.“

Bei den Kosten sind sich anscheinend noch nicht einmal die Kommunikationsabteilungen der beiden staatsnahen Unternehmen einig. Während ČEZ von Kosten auf dem Niveau der aktuellen größeren Reaktoren einschätzt, fabuliert Rolls-Royce in der Erklärung auf den Webseiten von ČEZ von low-cost: „Rolls-Royce is leading the UK SMR Consortium that is designing this type of low-cost nuclear power station.“

Stromerzeugungskapazitäten spekulativ wie aktueller Bericht zeigt
Das lässt natürlich noch die Fragen aufkommen, wo zusätzlich zu zwei großen Blöcken noch Finanzmittel zwischen ČEZ und dem tschechischen Staat für den sogenannten kleinen Reaktor unbekannter Kosten und eigentlich hoher Leistung kommen sollen. Diese optimistische Planung der Energieversorgung kann nicht nur finanziell fatal werden: Der vom Netzbetreiber ČEPS vorgestellte Bericht sieht nach 2025 den Wechsel der Tschechischen Republik vom Stromexporteur zum Importeur vor, etwa aus Deutschland und Frankreich, soweit die dortigen Überschüsse nicht für die Wasserstoff-erzeugung verwendet werden – da wird wohl niemand vorher in Prag nachfragen.
Die letzten tschechischen Kohlekraftwerke werden dann schon geschlossen sein – aus Kostengründen.
Der SMR ist für 2035 vorgesehen, wie auch die Fertigstellung der beiden Blöcke in Dukovany zu je 1 050 MW brutto im Jahre 2036 bzw. 2038, bei gleichzeitigem Weiterbetrieb der bestehenden Blöcke je nach Lebensdauer.

Kurzfassung:
Alles sehr, sehr optimistisch, um innerhalb von nur zehn Jahren erreicht zu werden, insbesondere der SMR, der noch nicht mal ein properes Design am Papier hat und aus einer Fabrik kommen soll, die die modularen Reaktoren quasi am Fließband “at low-cost“ liefern soll, ganz zu schweigen. Wo dann – wenn das nicht klappt – allerdings der Strom herkommen wird, ist wohl der aktuellen Regierung gleichgültig.

Der Artikel wurde verfasst von Patricia LORENZ, bearbeitet von Renate Brandner-Weiß. 


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