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Die Folgen von Fukushima
Die Ärzteorganisation IPPNW rechnet in Japan mit bis zu 16.800 zusätzlichen Krebserkrankungen und bis zu 9.100 zusätzliche Krebstodesfällen infolge der Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima. Die Internationale Atomenergie-Organisation IAEO und der Wissenschaftliche Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen der atomaren Strahlung UNSCEAR hingegen verharmlosen systematisch das tatsächliche Ausmaß der gesundheitlichen Folgen der Atomkatastrophe.
Die ökologischen und sozialen Folgen sind in Japan weithin sichtbar: Entwurzelte Familien, ausgestorbene Evakuierungszonen, hunderttausende Säcke mit verstrahlter Erde, verseuchte Wälder, Flüsse und Seen. Es herrscht weiterhin keine Normalität in Japan.
Die havarierten Reaktoren sind noch längst nicht außer Gefahr. Von ihnen geht eine anhaltende Strahlenbelastung aus; jeden Tag nimmt die radioaktive Kontamination von Meer, Luft und Boden zu. Große Mengen an radioaktivem Material befinden sich weiterhin in den havarierten Reaktorgebäuden, während auf dem Kraftwerksgelände radioaktive Materialien unter freiem Himmel gelagert werden. Dieser Zustand stellt im Fall eines erneuten Erdbebens eine große Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Die Atomkatastrophe dauert an. Es gibt keine Entwarnung.
Acht Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima haben Japaner, die in der Präfektur Kinder waren als sich der Super-GAU ereignete, ein mindestens 15-faches Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken. Bei mittlerweile 205 Kindern sind in der Feinnadelbiopsie Krebszellen gefunden worden. 167 dieser Kinder mussten aufgrund eines rasanten Tumorwachstums, einer ausgeprägten Metastasierung oder einer Gefährdung vitaler Organe mittlerweile operiert werden. In 166 Fällen bestätigte sich die feingewebliche Verdachtsdiagnose „Schilddrüsenkarzinom“, in nur einem Fall lag ein gutartiger Tumor vor. 38 Kinder warten weiterhin auf eine Operation. Diese Zahlen basieren auf die aktuellsten Veröffentlichungen der Fukushima Medical University (FMU) vom 27. Dezember 2018 und umfassen alle Untersuchungsergebnisse, die bis Ende September 2018 erhoben wurden.
Die FMU teilte zudem mit, dass von mittlerweile 217.513 vollständig untersuchten Kindern (64,6% der gesamten Studienpopulation von 336.669 Betroffenen) bei 141.275 Kindern (65%) Knoten oder Zysten in der Schilddrüse gefunden wurden. Besorgniserregend ist dabei vor allem die Zahl der Pathologien, die bei Kindern gefunden wurden, die in den Voruntersuchungen noch keine Auffälligkeiten hatten.
Dieses Ergebnis ist höchst signifikant und lässt sich aufgrund der eindeutigen Voruntersuchungen aller Patient*innen nicht durch einen Screeningeffekt erklären oder relativieren. Die IPPNW kritisiert zudem Versuche der Fukushima Medical University, die Schilddrüsenuntersuchungen zu unterminieren. So sollen die Untersuchungsintervalle entgegen ursprünglicher Pläne und Ankündigungen ab dem 25. Lebensjahr von 2 auf 5 Jahre ausgeweitet werden.
Zudem wurde bekannt, dass Mitarbeiter*innen der FMU Schulen besuchen, um dort Kinder über deren „Recht auf Nichtteilnahme“ und „Recht auf Nichtwissen“ aufzuklären. Neuerdings gibt es auf den Formularen auch eine entsprechende „opt-out“ Option, also eine Möglichkeit, aus dem Screening entfernt zu werden. Zudem werden die Kosten für die Untersuchungen ab Erreichen des 18. Lebensjahres nicht mehr erstattet. „Es ist zu vermuten, dass diese Bemühungen darauf abzielen, die Teilnahmequote weiter zu reduzieren und durch eine systematische Verzerrung der Testergebnisse langfristig die gesamte Studie zu entwerten“, erklärt der IPPNW-Vorsitzende Dr. Alex Rosen.
„Die Bewohner von Fukushima und die Menschen in Japan haben ein unveräußerliches Recht auf Gesundheit und auf ein Leben in einer gesunden Umwelt. Die korrekte Fortführung und wissenschaftliche Begleitung der Schilddrüsenuntersuchungen liegen im öffentlichen Interesse und dürfen nicht durch politische oder wirtschaftliche Beweggründe konterkariert werden“, so Rosen.
Der Text wurde von Renate Brandner-Weiß erstellt unter Verwendung einer Pressemitteilung der IPPNW.de sowie anderen Texten der Homepage www.ippnw.de
Kontakt:
Angelika Wilmen, Pressesprecherin IPPNW, Tel. 030 698074-15, Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung, Email: wilmen@ippnw.de
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