Aktuelle Infos zu Kernkraft und Atommüll-Endlagersuche
Atomkraft ist aktuell eine der bedeutendsten Stromquellen Frankreichs. Allein im Jahr 2022 machte Kernenergie rund 63 Prozent allen erzeugten Stroms aus und stellte zugleich mit rund 200.000 Arbeitsplätzen auch die drittgrößte Industrie der Nation. Pläne zum Ausbau der Kernenergie scheinen daher zunächst nicht vollkommen verwunderlich, gilt diese doch auch als Garant nationaler Unabhängigkeit, da das Land andernfalls mangels eigener Ressourcen stark auf seine Nachbarn und Handelspartner angewiesen wäre.
Problematische Aspekte zur Kernkraft in Frankreich
Korrosion und die Notwendigkeit zur Überprüfung betroffene Reaktoren vorübergehend herunterzufahren, führten bereits 2016 zu einem erhöhten Stromimportbedarf in Frankreich. Da in Frankreich sehr viele Gebäude auch mit Strom beheizt werden, wird die Situation damit im Winter generell noch verschärft.
Um die reduzierte Produktion zu kompensieren, war Frankreich auf Stromzukäufe aus dem Ausland angewiesen. Durch die große Nachfrage Frankreichs, die auch in anderen Strommärkten die Strombezugspreise stark steigen ließ, erhöhten sich die Strompreise in Staaten wie z. B. Deutschland ebenfalls.
Aufgrund der Ausfälle kam es 2022 zu einer historisch niedrigen Atomstromproduktion und der Betreiber der Kernkraftwerke, EdF, schrieb mit einem Jahresverlust von 17,9 Milliarden Euro den höchsten Verlust in der bisherigen Firmengeschichte. Zudem stiegen die Schulden des Konzerns auf 64,5 Milliarden Euro.
Gleichzeitig kam es in Frankreich durch die Einführung des Strompreisdeckels zu einem deutlichen Anstieg der Staatsverschuldung.
Im März 2023 wurde ein Gesetz „zum beschleunigten Verfahren beim Bau von Atomanlagen“ verabschiedet. Frankreich plant nun den Bau von Small Modular Reactors und sechs neuer EPR2 Reaktoren, mit dem Ziel, bis 2035 klimaneutral zu sein.
Außerdem soll die Kernkraft zur Produktion von grünem Wasserstoff genutzt werden.
Stand Juli 2023 sollen die sechs neuen EPR2-Reaktoren an folgenden drei Standorten gebaut werden: Penly (geplante Inbetriebnahme im Idealfall 2035), Gravelines (2038) und Bugey (2042).
Infolge der globalen Erwärmung können zunehmende Hitze- und Trockenperioden die Verfügbarkeit von Kühlwasser der Kernkraftwerke und damit deren Leistung im Sommer in Frankreich stark negativ beeinflussen. Projektionen des IPCC deuten darauf hin, dass die Produktion von an Seen und Flüssen gelegenen Wärmekraftwerken in Zukunft besonders empfindlich auf die globale Erwärmung reagiert. Sie könnten häufiger Wasserbeschränkungen unterliegen, da die Temperatur der Wasserauslässe die behördlichen Grenzwerte zunehmend überschreitet. Europäische Anlagen, insbesondere in Südfrankreich, könnten dabei die höchsten prozentualen Zunahmen an aufeinanderfolgenden Trockentagen verzeichnen.
Art des Vorfalls |
2022 |
2021 |
2020 |
2019 |
Abweichungen von funktionellen technischen Spezifikationen (STE) oder Vorfälle, die zu derartigen Abweichen führen könnten |
332 |
391 |
378 |
366 |
Weitere, potenziell sicherheitsgefährdende Vorfälle |
238 |
236 |
238 |
240 |
Unbeabsichtigtes Einschalten eines Schutz- oder Sicherheitssystems |
31 |
22 |
30 |
20 |
Design-, Hersteller- oder Montagebedingte Störung |
28 |
38 |
31 |
36 |
Übergang in den ausgeschalteten Zustand gemäß STE oder des Unfallprotokolls |
27 |
33 |
37 |
36 |
Automatische Reaktorschnellabschaltung |
22 |
33 |
18 |
45 |
Auftreten interner oder externer Naturgefahren (Überflutungen, Feuer etc.) |
5 |
2 |
2 |
1 |
Vorfälle oder Störungen, die das Haupt- oder Sekundärsystem betreffen |
3 |
6 |
4 |
1 |
Ereignisse, das mehrfache Ausfälle verursacht hat oder verursachen könnte |
1 |
1 |
2 |
- |
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